Jo hat Glück im Unglück. Nach ihrer Scheidung darf sie in die tolle Wohnung ihrer besten Freundin einziehen, die sie sich mit ihrem mickrigen Einkommen als freie Journalistin nie leisten könnte. Da die Freundin auch meist bei ihrem Verlobten wohnt, hat Jo die große Wohnung auch oft für sich allein. Das heißt, nicht ganz, denn sie teilt sie mit jeder Menge elektronischer Assistenten, die das Licht an- und abdrehen, die Schlösser bedienen und Jo zur gewünschten Zeit wecken. Allerdings haben diese Assistenten offensichtlich auch Informationen über Jos Vergangenheit, denn sie konfrontieren sie eines Tages mit einer sehr unerfreulichen Episode aus ihrer Jugend. Als Jos Freunde schockierende Textnachrichten erhalten, ihr Konto auf einmal leer ist und sie immer mehr in die soziale Isolation gerät, zweifelt Jo an ihrem Verstand. Wird sie von einem unbekannten Feind über diese elektronischen Kästchen attackiert – oder hat sie von ihrem Vater dessen Schizophrenie geerbt? Ein ungleicher Kampf beginnt …

S.K. Tremayne (der auch unter seinem richtigen Namen Sean Thomas und seinem zweiten Pseudonym Tom Knox Krimis und Thriller schreibt) erfindet hier das Rad nicht neu. Das Motiv der an ihrer geistigen Gesundheit zweifelnden Protagonistin ist seit „Gaslight“ gut eingeführt, die Abhängigkeit von elektronischen Geräten ist seit deren Existenz auch ein beliebter Topos von Bücher und Filmen. Aber Tremayne weiß, was er tut und mixt aus den bekannten Zutaten einen durchaus spannenden Thriller mit einigen überraschenden Wendungen. Er erlaubt sich auch einige Schlenker in Richtung Kritik an Technologiehörigkeit, Gentrifizierung und New Economy, verfällt aber nicht ins Predigen. Sein Stil ist unauffällig und story-dienlich, wobei es ihm gelingt, die wachsende Verzweiflung von Jo überzeugend darzustellen. In Summe ein gut gemachter Pageturner, ideal für den Sommerurlaub.