Kurt Vonnegut: Galapagos
#1
Im Hafen von Guayaquil, Ecuador bereitet man sich auf die „Nature Cruise of the Century“ vor. Bei seiner Jungfernfahrt soll ein neues Kreuzfahrschiff mit jeder Menge Prominenten an Bord auf den Spuren Charles Darwins das Galapagos-Archipel besuchen. Allerdings treten zwei Ereignisse ein, die diesen Event verhindern. Einerseits bricht eine Pandemie aus, mit einem Erreger, der alle Frauen des Planeten unfruchtbar macht. Und andererseits kollabiert die Weltwirtschaft, auch in Ecuador, wo es zu Hungerrevolten kommt. Die Prominenten erscheinen also nicht zum Stapellauf – das Schiff sticht aber trotzdem in See. An Bord befindet sich eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von eigenwilligen Charakteren, die keine Ahnung hat, was gerade in der Welt vor sich geht. Sie wissen daher auch nicht, dass sie die einzigen Überlebenden der Katastrophe und somit die Ahnen der zukünftigen, stark veränderten Menschheit, werden.
Kurt Vonnegut (1922 – 2007) wird hierzulande gerne unter der Rubrik Science Fiction/Fantasy einsortiert, weil in seinen Roman immer wieder fantastische Elemente vorkommen, so auch hier, wo ein Geist die Ereignisse aus der Distanz von einer Million Jahren und mit dem Wissen über die zukünftige Evolution des Menschen erzählt. Oder weil, wie in seinem bekanntesten Roman „Schlachthof 5“, in dem Vonnegut seine Kriegserlebnisse verarbeitete, Zeitreisen und Außerirdische eine Rolle spielen. Dieser Kategorisierung möchte ich widersprechen. Ja, Vonnegut verwendete Elemente der SF, genau so, wie er Techniken des Realismus verwendete – man denke an seine Schilderung des Bombardements von Dresden in „Schlachthof 5“. Vonnegut war vor allem Satiriker und Humanist. Mit teilweise ungläubigem Staunen betrachtete er die Torheit der Menschen, die es schaffen, trotz ihrer großen Gehirne zu unbeschreiblichen Dummheiten fähig zu sein. In diesem Roman, der manchen als sein bester gilt, bringt er das Kunststück zuwege, ein Katastrophenszenario zu entwerfen, das streckenweise hochkomisch ist. Sein Figurenpersonal ist skurril und Vonnegut macht sich an ihrem Beispiel über die gesamte Menschheit lustig, ohne allerdings je denunziatorisch zu sein. Man meint immer, ein milde lächelndes Kopfschütteln vor dem inneren Auge zu sehen. Ein großes Buch von einem in Europa ewig unterschätzen Autor.
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