Nathan Devers: Künstliche Beziehungen

22.10.2024 08:17
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Julien Libérat hat nicht gerade einen Lauf: seine Freundin hat ihn hinausgeworfen, sein Job als Klavierlehrer auf Abruf bringt nicht viel ein. Da kommt die „Anti-Welt“ recht - in diesem riesigen, verblüffend realistischen Computerspiel kann jeder ein alternatives Leben führen. Unter dem Pseudonym Vangel wird Nathan hier zum Star – durch virtuelle Immobiliendeals wird er (virtuell) reich und durch seine im betrunkenen Zustand verfassten Tiraden zur Berühmtheit. Dadurch erweckt er die Aufmerksamkeit von Adrien Sternen, dem megalomanischen Gründer der „Anti-Welt“. Eine gefährliche Aufmerksamkeit, denn Sternen mag keine Idole neben sich …

Der Reiz und die Gefahr der Virtuellen Realität wurde schon in vielen Büchern und Filmen thematisiert, von Neal Stephenson abwärts. Nathan Devers schließt in seinem zweiten Roman die Möglichkeiten der VR mit einer sehr französisch wirkenden, an Houllebecq, Despentes und Beigbeder (der einen Kurzauftritt im Roman hat) erinnernden Weltsicht kurz. Das ist nicht uninteressant zu lesen, Devers schreibt unterhaltsam und flüssig. Allerdings ist der Weltverdruss seines Protagonisten ein bereits oft gelesener Topos, der kaum neue Einsichten bietet. Fazit: kein schlechtes Buch, aber der Erkenntnisgewinn ist überschaubar.


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