Gijs Wilbrink: Tiere

30.07.2024 13:03
#1
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Die Achterhoek ist eine ländliche Gegend der Niederlande, angrenzend an Nordrhein-Westfalen. Hier, in einem kleinen Dorf, liegt der Hof der Familie Keller, die im Landkreis berüchtigt ist. Drei Brüder begründeten den schlechten Ruf: Frank sitzt als Mörder im Gefängnis, Charles und Johan sind immer wieder in dubiose Geschäfte verwickelt, wildern, züchten illegal Nerze – und Charles ist überdies als unberechenbarer Schläger bekannt. Franks Sohn Tom hatte eine kurze, vielversprechende Karriere als Motocross-Fahrer, die aber durch einen Unfall jäh beendet wurde. Seitdem ist er gehbehindert und verlässt kaum das Haus. Seine Tochter Isa wagt den Ausbruch und zieht zum Studium in die Stadt. Doch ein Anruf ihrer Mutter bringt sie wieder zurück in das bedrückende Umfeld: Tom ist verschwunden. Isa muss sich wieder ihren ruppigen Verwandten, vor allem aber der Vergangenheit der Familie stellen …

Der Anti-Heimatroman gilt gemeinhin als österreichische Spezialität. Wenn man aber Gijs Wilbrinks Debütroman, der in seiner Heimat zum Überraschungserfolg wurde, liest, kann man getrost sagen: die Niederländer haben dieses Genre auch gut drauf. Wilbrink beschreibt gekonnt und unmittelbar die Enge und auch Trostlosigkeit des Lebens in verstreuten Dörfern, die vielfältigen Verflechtungen und Abhängigkeiten und Geheimnisse, die die soziale Struktur bestimmen. Gisbrinks Sprache ist direkt, fast roh und liest sich ausgesprochen rasant. Die Geschichte ist nicht linear erzählt, in Rückblenden erfährt man, wie es zu der merkwürdigen Familienkonstellation der Kellers kam. Und es ist auch die Geschichte von Isas Befreiung aus diesem Netzwerk, von den wenigen glücklichen Momenten der Kindheit bis zum furiosen Finale (das nichts für Zartbesaitete ist). Kurzum: ein vielversprechendes Debüt von einem Autor, den man im Auge behalten sollte.


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06.08.2024 09:18 (zuletzt bearbeitet: 06.08.2024 09:19)
#2
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Ich wohne in der Nähe des Handlungsortes, kenne die Gegend und kannte auch einige Motocrossfahrer aus dem niederländischen Grenzgebiet. Einer davon hieß nicht Tom, sondern Ton.

Den Autoren kannte ich allerdings bisher nicht. Nach der Lektüre der Rezi steht das Buch nun auf meinem Einkaufszettel.
Weiter so !


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06.08.2024 11:08
#3
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Du wirst es nicht bereuen, schätze ich mal.
Motocross scheint in dieser Gegend so etwas wie ein Volkssport zu sein.


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