T.E.D. Klein: The Ceremonies

22.02.2023 14:57
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Jeremy Freirs ist Literatur-Dozent in New York, spezialisiert auf Schauerliteratur, arbeitet an seiner Dissertation und will für den Herbst zwei Seminare vorbereiten. Dazu möchte er sich über den Sommer aufs Land zurückziehen und mietet sich auf dem Bauernhof des Ehepaars Poroth im Dorf Gilead, rund 50 Meilen von New York entfernt, ein kleines Nebengebäude. Halb verunsichert, halb amüsiert nimmt er zur Kenntnis, dass Gilead eine Siedlung einer evangelikalen Sekte ist. Auch das Landleben mit seinem ungewohnten Rhythmus, aber vor allem dem überall anzutreffende Getier wie Würmern, Käfern oder Schlangen macht ihm zu schaffen. Er ahnt aber nicht, dass sich über ihm, seiner Freundin Carol, dem Ehepaar Poroth, Gilead, ja der ganzen Welt ein uralter Schrecken zusammenbraut. Und Jeremy spielt in dessen Plänen eine zentrale Rolle …

T.E.D. Klein hat wenig geschrieben. „The Ceremonies“ ist bislang sein einziger Roman, daneben gibt es noch ein Sachbuch und eine Handvoll Erzählungen und Kurzgeschichten. Und doch ist er in der Welt der Horror-Literatur so wichtig, dass er 2012 von der World Horror Convention den Grand Master Award erhielt. Dabei spielte sicher auch eine Rolle, dass er die World Fantasy Convention mitbegründete und lange Zeit Herausgeber des Magazins „Twilight Zone“ war. Ausschlaggebend war aber dieser Roman, der bei Erscheinen 1984 ein NYT-Bestseller war und den British Fantasy Society Award gewann. Stephen King nannte den Roman „grandios, aufregend und spannend“ (und ließ sich merkbar für sein eigenes magnum opus „Es“ von ihm inspirieren). Und King hat recht: „The Ceremonies“ ist ein Roman, der von der ersten Seite an eine Atmosphäre des Unbehagens, des latenten Schreckens verbreitet. Das Unbehagen steigert sich im Laufe des Romans und hält den Leser bei der Stange – es ist schwer, den Roman zwischendurch wegzulegen. Klein wurde sichtlich von H.P. Lovecraft und Arthur Machen beeinflusst, auch Motive des klassischen Films „The Wicker Man“ sind zu finden, wobei Klein auf Atmosphäre und subtilen Horror setzt, die Drastik ist nicht sein Metier. Das dürfte auch der Grund sein, warum „The Ceremonies“ nach dem Anfangserfolg schnell wieder vom Radar verschwand und jahrelang nicht lieferbar war – in den 1980/90ern war Splatter angesagt. Nun ist das Buch aber wieder in einer gelungenen Übersetzung von Dagmar Hartmann wieder auf Deutsch zugänglich und sei allen Genre-Freunden sehr ans Herz gelegt!


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