Lutz Wilhelm Kellerhoff: Die Patin vom Ku´damm

04.04.2024 13:44
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West-Berlin, 1970. Barbara („Bibi“) Albrecht ist in jeder Hinsicht erfolgreich: sie ist attraktiv und als Architektin und Bauträgerin reich geworden. Umso ärgerlicher, dass auf ihrer prestigeträchtigsten Baustelle, dem Ku´damm-Karree, eine Leiche gefunden wird. Noch ärgerlicher, dass in einem Wäldchen an der Transitroute nach Westdeutschland ihr Liebhaber an einem Baum hängt – Selbstmord ausgeschlossen. Die Leiche findet ausgerechnet Kommissar Heller, der gerade eigentlich genug andere Sorgen hat. Einerseits wollte er den Dienst quittieren, andererseits hat er im wahrsten Sinne des Wortes eine Leiche im Keller. Seine neue Kollegin Vera Jung, ehrgeizig und korrekt, macht sein Leben auch nicht einfacher. Und da gibt es auch noch Bibi Albrechts Müllentsorgungsprojekt, in das nicht nur die DDR-Führung, sondern auch die Rotlichtszene involviert zu sein scheint ...

Martin Lutz, Uwe Wilhelm und Sven Felix Kellerhoff haben gemeinsam schon 2 unterhaltsame Kriminalromane um das geteilte Berlin und den einzelgängerischen Kommissar Wolf Heller geschrieben (Rezensionen hier: Lutz Wilhelm Kellerhoff: Die Tote im Wannsee, Lutz Wilhelm Kellerhoff: Teufelsberg). Dabei war die Krimihandlung eher nebensächlich, interessanter waren die zeitgeschichtlichen Hintergründe. Diesmal allerdings ist das Unterfangen leider gründlich schiefgegangen: die Krimihandlung strotzt vor unglaubwürdigen Zufällen und erinnert eher an eine schlechte „Derrick“-Folge als an einen gut gebauten Krimi. Zwar werden wieder reale Geschehnisse in die Handlung eingebaut (der Bauskandal um das Ku´damm-Karree, das Westberliner Müllproblem, eine Schießerei in der Bleibtreustraße), das reicht aber nicht, um die haarsträubende Konstruktion des Kriminalfalles aufzuwiegen. Schade.


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