László Krasznahorkai: Im Wahn der Anderen – 3 Erzählungen

23.04.2024 13:53
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In „Animalinside“ meldet sich das Tier in uns allen zu Wort: (an)klagend, aber auch bedrohlich. In „Kleinstarbeit für einen Palast“ erleben wir einen paradoxen Helden: einen Bibliothekar, der eigentlich keine Bücher verleihen will und von einer unzugänglichen, zugemauerten Bibliothek träumt. Besessen von dieser Idee und Herman Melville, Malcolm Lowry und dem Architekten Lebbeus Woods streift er durch New York und überschreitet dabei die Grenze zum Wahn. „Richtung Homer“ ist eine Übung in Paranoia. Der mysteriöse Protagonist wird verfolgt – warum und von wem bleibt unklar. Die Jagd endet auf einer Insel, doch ob sie dem Verfolgten wirklich Zuflucht bieten wird?

László Krasznahorkai ist einer der bedeutendsten Schriftsteller Ungarns, Man Booker-Preisträger und kein Freund der Punktes. Sein letzter Roman „Herscht 07769“ (Rezension hier: László Krasznahorkai: Herscht 07769) kam mit einem einzigen Punkt aus, nach dem letzten Wort auf der letzten Seite. In diesen drei Erzählungen ist er nicht ganz so radikal, nur die zweite ist in diesem atemlosen Stil gehalten. Dafür sind die beiden anderen, die in mehrere kurze Segmente unterteilt sind, multimedial unterstützt: durch Zeichnungen von Max Neumann und die dritte durch ein per QR-Code abrufbares Schlagzeugsolo von Miklós Szilveszter. Auch mit Punkten kann Krasznahorkai gehörig verstören – alle drei Erzählungen sind beunruhigend und erforschen die dünne Grenze, die den modernen Menschen vom Wahn trennen. Wie immer ist Krasznahorkai keine einfache Lektüre, es lohnt sich bei diesem Autor aber jedes mal, sich von ihm irritieren zu lassen.


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