Oswald Dreyer-Eimbcke: Die Entdeckung der Erde. Geschichte und Geschichten des kartographischen Abenteuers.

27.09.2023 07:12
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Die Geschichte der Kartographie ist die Geschichte der Entdeckungen. Aber auch die Geschichte von Fälschungen, Illusionen, Machtansprüchen, Mythen, von Hybris und Tragödien.

Von den Anfängen, als Jäger die Jagdgründe ihrer Beute auf Höhlenwänden skizzierten, bis zu den hoch auflösenden Aufnahmen von Satelliten lässt uns der Autor teilhaben an der immer umfassender werdenden Kenntnis der Welt. Der Handel wird zum Motor der Erschließung immer weiterer Wege zu den Objekten der Begierde, zu Menschen und Kulturen, die in ihrer Fremdheit oft die Vorstellungen überschreiten. Frühe Karten europäischer Zeichner zeigen Tiere und Menschen, die sie selbst nie gesehen haben, deren Beschreibungen aber von Reisenden aus den Teilen der Welt mitgebracht worden sind, die zuvor noch unbekannt waren. Jedenfalls denen, die sich als die Entdecker verstanden. Die Entdeckten bezahlten ihre Entdeckung nicht selten mit dem Leben.

So, wie die Messung der Zeit mit dem sich ausweitenden Handel in immer kleinere Einheiten geteilt wurde, mussten die Karten, nach denen sich Händler und Militärs orientierten, immer detailreicher werden. Hatte man selbst keine zur Hand, jagte man sie der Konkurrenz ab, die wiederum auch mal die eine oder andere gefälschte Karte bereit hielt, um Verwirrung zu stiften und falsche Spuren auszulegen. Herrschaftsansprüche wurden auf ähnliche Weise bis in die Gegenwart begründet. Man legt Karten vor, die belegen sollen, dass - aus unterschiedlichen Gründen - das beanspruchte Gebiet zweifelsfrei in den eigenen Einflussbereich gehört. Im Mittelalter war das Fälschen von Karten aus diesen Gründen weit verbreitet. Aber auch heute noch werden militärisch sensible Gegenden gerne „bearbeitet“, um dem Gegner im Ernstfall - jedenfalls mit dem verfügbaren Kartenmaterial - keine Informationen zukommen zu lassen, die ihm einen entscheidenden Vorteil verschaffen könnten.

Die Suche nach mythischen Kontinenten war ein Motor zur Erkundung der Welt, ebenso wie die Gier nach Schätzen und Reichtum. Oswald Dreyer-Eimbcke beschreibt diese Suche mit all ihren Irrtümern und Auswüchsen, häufig unterlegt mit zeitgenössischen Karten. Die in Katastrophen endenden Expeditionen ebenso wie die Triumphe, die Selbstbeschreibungen der Reisenden wie auch Sekundärberichte, alles entstand aus Karten der Zeit und führte zu neuen - nicht immer korrekten - Erkenntnissen, die von den folgenden Generationen genutzt wurden.

Oswald Dreyer-Eimbcke (1923 - 2010) war Schiffsmakler und Besitzer einer umfangreichen Sammlung historischer Land- und Seekarten, die als Grundlage für das vorliegende Buch dienten. Der Druck der wiedergegebenen Karten ist von guter Qualität, Literaturverzeichnis und Personenregister sind umfangreich. Das 1988 im Umschau Verlag erschienene Buch ist nur noch über den Antiquariatsbuchhandel zu beziehen.


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