Mini stammt aus Belgrad und Miky aus einer österreichischen Kleinstadt. Jetzt leben beide in Wien und würden so gerne dazu gehören. Aber leider verwandeln sich für sie scheinbar alltägliche Situationen in Horrortrips, überall lauern Gefahren, Monster und Katastrophen. Egal ob beim Verwandtenbesuch, bei der Studentenparty, auf dem Adventmarkt, im Urlaub, am Arbeitsplatz, sogar beim Einkauf im Shopping Center oder bei der Lieferung einer Küche – immer kippt der Alltag in den Alptraum.
Barbi Marković, in Belgrad geboren, lebt nun in Wien und ist seit ihren Romanen „Superheldinnen“ und „Die verschissene Zeit“ (Rezension hier: Barbi Marković: Die verschissene Zeit) eine der spannendsten Stimmen der österreichischen Literatur. Diesem Ruf wird sie auch mit ihrem neuen Buch erneut gerecht: „Minihorror“ ist originell, mutig, stilistisch gekonnt und wieder mit diesem bösen, schwarzen Humor durchsetzt, der schon die vorigen Romane auszeichnete. Mini und Miky, die nicht zufällig mit ihren Namen an die Mäuse aus dem Disney-Universum erinnern, geraten wie ihre Comic-Verwandten in die haarsträubendsten Situationen – nur brauchen sie dafür keine Reisen in ferne Länder oder die Jagd auf Verbrecher, bei ihnen ist es der Alltag, der sich als gefährlich entpuppt. Marković bedient sich ausgiebig bei den gängigen Topoi der Horrorliteratur, zitiert auch einige Filmszenen, baut diese aber in (scheinbar) vollkommen harmlose Szenarien wie den Kauf einer Küche beim schwedischen Möbelhaus ein. Die Zerbrechlichkeit der Realität steht hier im Mittelpunkt, natürlich auch Fragen der Identität – aber das Spannende ist, wie Marković mit diesen oft behandelten Themen umgeht, mit Witz, Humor und einer ungezügelten Fantasie. Die der Leser übrigens auch spielen lassen kann: im Anhang gibt es eine Rollenspielanleitung dafür, wie man eine Party aus dem Ruder laufen lässt sowie 105 Mini-Minihorror-Szenarien, die man sich selbst ausmalen kann. Fabelhaftes Buch!
