Lothar Frenz: Riesenkraken und Tigerwölfe. Auf den Spuren der Kryptozoologie.

01.05.2024 06:17
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Kryptozoologen suchen nach Beweisen für die Existenz von Tierarten, die als ausgestorben gelten und/oder aus Fabel und Legenden bekannt sind. Neben vielen Einzelpersonen, die sich dieser Suche widmen, gibt es auch immer wieder, meist kurzlebige, Vereinigungen und Publikationen, über die Interessierte und Anhänger Informationen austauschen. Als Begründer der Kryptozoologie gilt Bernard Heuvelmans (1916 - 2001), der sich nach einem Studium der Zoologie zunehmend für ungelöste Fragen und außergewöhnliche Phänomene seiner Fachrichtung interessierte.

Überall auf der Welt gibt es Berichte und Mythen über geheimnisvolle menschenähnliche Wesen, die in unzugänglichen Gebieten leben. Sind es Hominiden, denen in ökologischen Nischen das Überleben aus der Frühzeit der menschlichen Evolution gelungen ist? Es existieren unzählige Berichte über Begegnungen mit diesen Wesen, die auch als Bigfoot, Yeti, Sasquatch oder Waldmenschen bezeichnet werden. Es gibt sogar Fotografien und Filmaufnahmen von solchen Begegnungen und dennoch sind die Beweise (Fußspuren, Knochenfunde u.ä.) für die Existenz dieser Wesen nach wie vor umstritten. Allzu häufig stellten sich solche „Beweise“ als gefälscht oder wenigstens manipuliert heraus, was aber den Hardcorekryptozoologen nicht anficht, einer wissenschaftlichen Untersuchung solcher Phänomene allerdings einen Bärendienst erweist.

Tatsächlich werden hin und wieder legendäre oder für ausgestorben geltende Tierarten „entdeckt“. Die bekanntesten Beispiele sind vermutlich der Quastenflosser, der vor mehr als 60 Millionen Jahren ausgestorben sein sollte. Und der Riesenkalmar, den man als Seemannsgarn oder Teil diverser Mythen ansah. Lothar Frenz konzentriert sich auf die Erwägung der Möglichkeiten solcher Wiederentdeckungen und schildert eine Vielzahl von Versuchen, Tiere oder Hominiden in abgelegenen und unzugänglichen Gebieten aufzuspüren. Die meisten dieser Unternehmungen blieben erfolglos, entdeckten jedoch dabei unbekannte Arten, deren Populationen in der Folge nicht selten erst dezimiert wurden und dann verschwanden.

Lothar Frenz ließ sich - nach einem Studium der Biologie - journalistisch ausbilden. Er schreibt für GEO, verfasst Drehbücher für Tierdokumentationen und ist Autor mehrerer Bücher über Biodiversität. Seine Skepsis gegenüber einigen Aspekten der Kryptozoologie und ihrer Vertreter ist deutlich geringer ausgeprägt als die Faszination für weitere spektakuläre Entdeckungen: „Nach heutigem Wissensstand könnte es im Laufe der menschlichen Stammesgeschichte bis zu 20 Hominidenarten gegeben haben. (...) Noch in jüngster erdgeschichtlicher Zeit, aus evolutionärer Perspektive gesehen bis vor einem kurzen Augenblick, existierten drei Menschenformen nebeneinander: der Homo sapiens, der Neandertaler und bis vor etwa 40.000 Jahren wohl auch der Homo erectus. Die heutige Situation, die uns so selbstverständlich erscheint - der moderne Homo sapiens als einzige Menschenform auf der Erde -, ist in der fünf Millionen Jahre dauernden Menschheitsgeschichte die große Ausnahme.
Was also, wenn wir doch nicht allein wären - und sie wirklich überlebt hätten?“ (S. 240)

Abschließend listet Frenz auf achteinhalb Seiten „Entdeckungen und Wiederfunde besonders spektakulärer Tierarten“ im 20. Jahrhundert auf.

Lothar Frenz:
Riesenkraken und Tigerwölfe. Auf den Spuren der Kryptozoologie.
Rowohlt Taschenbuch 2003, 249 Seiten, ISBN 3-499-61625-4


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