Die Texte basieren auf einer Serie im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und könnten unterschiedlicher kaum sein. Die Bandbreite der Autoren reicht von Oliver Bierhoff über Jürgen Kesting bis zu György Ligeti, von Linda Reisch über Wolfgang Rihm bis Peter Rühmkorf. Und ebenso breit ist das inhaltliche Spektrum der Texte, die von mehr oder weniger praktischen Fragen bis zu hoch theoretischen Reflexionen reichen. Launige, fachkundige und manchmal nachdenkliche Texte, und alle sind lesenswert und interessant. Laut gelacht habe ich in dem Kapitel über „Das Verbeugen“ von Jordan Mejias, das das Ritual am Ende einer Vorstellung zum Thema hat, wenn die Vortragenden nochmals auf die Bühne treten, um vom Publikum ihre Wertschätzung (oder das Gegenteil davon) entgegen zu nehmen.

„Von Rudolf Nurejew ist bekannt, daß er den Auftritt vor dem Vorhang nicht weniger gewissenhaft einstudierte als die Soli seiner Prinzen. Und wer es je miterleben durfte, wird niemals vergessen können und wollen, wie sich Joan Sutherland nach getaner Höhenarbeit vors rasende Publikum wehen ließ, die Trance der Lucia fest im Griff, wie sie aus scheuen Rehaugen allmählich das Tosen der Masse gewahrte, über ihr Antlitz ein ungläubiges Staunen schickte und endlich zu begreifen andeutete, auf einer Bühne zu stehen, worauf sie, doch wieder ganz nach Art der Lucia, in den kostbar sich aufbauschenden Reifrock kollabierte.“ S. 32

Das „Kleine Wörterbuch der Tonkunst. Zweite Folge in einundzwanzig Lieferungen“ ist eine Fortsetzung des ersten Bandes und widmet sich erneut vor allem der unmethodischen Erschließung musikbezogener Begriffe. Das Buch bietet eine Sammlung von Definitionen und Erklärungen zu verschiedenen Aspekten der Musik, von historischen und theoretischen Grundlagen bis hin zu praktischen Anwendungen.

Kleines Wörterbuch der Tonkunst. Zweite Folge in einundzwanzig Lieferungen und mit einer Zugabe. Herausgegeben von Wolfgang Sandner.
Residenz Verlag 2001, 124 Seiten, ISBN 3-7017-1260-3