Jasper Fforde

29.12.2022 18:42
#1
Gu

Der Fall Jane Eyre - Ein spannender, amüsanter und ideenreicher Fantasyroman

Thursday Next ist eine Literaturagentin, deren Aufgabe unter anderem darin besteht, Fälschungen und gestohlene Erstausgaben ausfindig zu machen. Ein Job, der sie nicht mehr ausfüllt. Doch Aufstiegschancen hat sie nicht. Da trifft es sich ganz gut, dass es da einen neuen Fall gibt. Doch was zunächst nach einem harmlosen Raub eines Originals aussieht, entwickelt sich zu einem rasanten Hin-und-Her. Die grundlegende Idee, dass man in einen Roman eintaucht und ihn dadurch ändert, ist faszinierend. Die Spannung kommt nicht zu kurz und der Leser darf einige fantastische Einfälle erwarten. Da ist für jeden etwas dabei. Sehr empfehlenswert, besonders für Vielleser, da auch schon einige Nachfolger vorhanden sind. Einige Zitate, um für das Buch zu werben.

Zitat
Ich arbeite seit acht Jahren für SO-27 und teilte mir in Maida Vale eine Wohnung mit Pickwick, einem zahmen, zurückgezüchteten Dodo, der noch aus Zeiten stammte, als Evolutionsumkehr der letzte Schrei war und man Do-It-Yourself-Klon-Kits an jeder Ecke kaufen konnte. Ich wollte. nein, ich mußte – unbedingt weg von den LitAgs, doch Versetzung war ein Fremdwort, und eine Beförderung kam nicht in Frage. In den Rang eines Inspektors konnte ich nur dann aufsteigen, wenn mein direkter Vorgesetzter Karriere machte oder sich zur Ruhe setzte. Aber dazu kam es nicht; Inspektor Turners Hoffnung, ihrem Traummann zu begegnen, der sie ehelichte und von dessen Geld sie leben konnte, zerschlug sich immer wieder, weil ihr Traummann entweder trank, log oder schon vergeben war.


Zitat
Heute nach mehrfacher Lektüre des Romans, weiß ich, daß der Hund – er hieß Pilot – im Buch nie Stöckchen suchen durfte, weil er dazu viel zu selten auftrat, weshalb er sich diese Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen wollte. Vermutlich hatte er instinktiv gespürt, daß das kleine Mädchen, das da plötzlich auf Seitw 81 auftauchte, nicht an die strenge Erzählstrukutur gebunden war. Er wußte, daß er die Grenzen der Geschichte hier und da ein kleinwenig ausweiten und sich zum Beispiel aussuchen konnte auf welcher Seite des Weges er schnüffeln wollte; wenn jedoch im Text stand, daß er bellen, umherrennen oder aufspringen sollte, mußte er sich wohl oder übel danach richten. Er war zu einem langen, sich endlos wiederholenden Dasein verurteilt, was die seltenen Auftritte von Menschen wie mir um so erfreulicher machte.


Zitat
Ich kam an einem Donnerstag zur Welt, daher der Name. Mein Bruder wurde an einem Montag geboren und erhielt folglich den Namen Anton. Meine Mutter hieß Wednesday, kam aber an einem Sonntag zur Welt - warum, weiß ich nicht -, und mein Vater hatte überhaupt keinen Namen – nach seinem Abgang löschte die ChronoGarde seinen Namen und seine Identität. Im Grunde existierte er gar nicht. Aber das spielte keine Rolle. Für mich war er ohnehin nur Dad.


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30.12.2022 01:33
#2
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Ich hab den ersten Fall vor vielen Jahren gelesen und war so begeistert, dass ich ihn mehrfach verschenkt habe.

Wie oft kann man laut loslachen mit dieser Lektüre? Selbst wenn man nicht in allen Werken bewandert ist, die Fforde heranzieht?

Zwei Bände hab ich noch ungelesen im Regal stehen, wie einen ungeöffneten Schatz. Wer ein Geschenk für mich sucht*: Diese Reihe kann nur bis zum Schluss herrlich sein.

*Selten dumme rhetorische Floskel in einem Bücherforum, ich weiß!


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30.12.2022 11:17
#3
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Bei dieser Doppelwerbung für den Autor habe ich doch direkt meinen Buchhändler des Vertrauens angerufen und eine Bestellung aufgegeben. Normalerweise ist SciFi/Fantasy nicht mein Genre, aber Bücher, in denen es um Bücher und Literatur geht, lese ich in beinahe jeder Fasson gerne.


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31.12.2022 12:55
#4
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Ich habe alle Thursday-Next-Romane gelesen und kann sie ohne Abstriche empfehlen.
Humorvolle Sci-Fi-Krimis, die sehr unterhaltsam sind.
Btw.: Freunde klassischer englischsprachiger Literatur, die gerne zwischendurch auch mal einen unterhaltsamen Krimi lesen, sind auch bei Martha Grimes gut aufgehoben. Zumindest zum Start der Reihe findet sich in jedem Roman eine literarische Anspielung auf Klassiker, wie Sturmhöhe, Dickens, auf die Lake-District-Poeten oder auch auf Poe. Die meisten Inspector Jury-Fans nehmen das kaum wahr.


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01.01.2023 13:56
#5
Gu

Zitat von Stephanie Boer-Nießing im Beitrag #3
Bei dieser Doppelwerbung für den Autor habe ich doch direkt meinen Buchhändler des Vertrauens angerufen und eine Bestellung aufgegeben. Normalerweise ist SciFi/Fantasy nicht mein Genre, aber Bücher, in denen es um Bücher und Literatur geht, lese ich in beinahe jeder Fasson gerne.

Gleich die komplette Reihe? Meines Erachtens waren Teil 3 und 4 die stärksten Bücher der Reihe.


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01.01.2023 16:09
#6
Gu

Zumindest im Englischen scheint die Reihe "Letzte Drachentöterin" abgeschlossen zu sein. Ob da die deutsche Übersetzung für das letzte Buch noch kommt? Ich habe meine Zweifel, würde es mir aber wünschen.

Erstaunlicher Weise wird es nach mehr als 10 Jahren eine Fortsetzung zu "Shades of Grey" (deutscher Titel "Grau") geben! Gibt es Crowdfunding für Übersetzungen? Ich glaube sonst gibt es hier keine Chance.


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01.01.2023 18:52
#7
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Die Thursday Next-Romane liebe ich heiß und innig - für mich war Fforde der legitime Erbe von Douglas Adams. (Der leider ebenfalls nicht mehr unter uns weilende PTerry gilt nicht - der spielt in einer Liga mit genau einem Teilnehmer: PTerry ;-)

Nette Anekdote: ich las ein Fforde-Buch in einem Gastgarten und war so vertieft, dass ich nicht bemerkte, dass ein lange nicht gesehener Ex-Kollege mehrere Minuten versucht hatte, meine Aufmerksamkeit zu erregen. Bis es ihm zu blöd wurde und er aufstand und mich ansprach.
Das Fforde-Buch war latürnich "Lost in a Good Book" ;-)
(Er gehört wie Adams, Gaiman, PTerry, King und Martin zu den Autoren, die ich auf Englisch lese.)

Mit "Shades of Gray" hat er mich leider verloren. Ich fand's (und es schmerzt, das zu tippen) langweilig.


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06.01.2023 09:45
#8
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Zitat von Gunnar Huhnholz im Beitrag #5
Zitat von Stephanie Boer-Nießing im Beitrag #3
Bei dieser Doppelwerbung für den Autor habe ich doch direkt meinen Buchhändler des Vertrauens angerufen und eine Bestellung aufgegeben. Normalerweise ist SciFi/Fantasy nicht mein Genre, aber Bücher, in denen es um Bücher und Literatur geht, lese ich in beinahe jeder Fasson gerne.

Gleich die komplette Reihe? Meines Erachtens waren Teil 3 und 4 die stärksten Bücher der Reihe.

Nur Band 1 und 3. Den Fall Jane Eyre lese ich gerade. Mal schauen, ob ich nach den beiden Bänden noch Band 4 lesen möchte.


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06.01.2023 17:48 (zuletzt bearbeitet: 06.01.2023 17:49)
#9
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Wenn Sie noch zwei Bände zum Lesen haben, Frau Vander, wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Lektüre! Ich habe die Reihe vor Jahren gelesen und vor etwa zwei oder drei Jahren etwas gefunden, was diesem annähernd gleichkam, obwohl es keine so schönen Bezüge zur Literatur aufweist:
Ben Aaronovitch - Die Flüsse von London
Falls sie das noch nicht kennen, würde ich es Ihnen empfehlen. Es ist eine Mischung aus Krimi und Fantasy.


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07.01.2023 15:40
#10
Gu

Zitat von Stephanie Boer-Nießing im Beitrag #8
Nur Band 1 und 3. Den Fall Jane Eyre lese ich gerade. Mal schauen, ob ich nach den beiden Bänden noch Band 4 lesen möchte.

Kein Band 2? Ich würde ja zustimmen, dass das der schwächste Teil aus der Reihe ist. Aber "In einem anderen Buch" (Lost in a Good Book) auszulassen, wäre doch in etwa als würde man für eine längere Reise auf das Packen verzichten, oder?


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07.01.2023 16:32
#11
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Zitat von Gunnar Huhnholz im Beitrag #10
Zitat von Stephanie Boer-Nießing im Beitrag #8
Nur Band 1 und 3. Den Fall Jane Eyre lese ich gerade. Mal schauen, ob ich nach den beiden Bänden noch Band 4 lesen möchte.

Kein Band 2? Ich würde ja zustimmen, dass das der schwächste Teil aus der Reihe ist. Aber "In einem anderen Buch" (Lost in a Good Book) auszulassen, wäre doch in etwa als würde man für eine längere Reise auf das Packen verzichten, oder?

Nun, dann werde ich mir auch noch Band 2 beschaffen, denn so ganz ohne Gepäck wäre eine längere Reise schade.


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08.01.2023 18:50
#12
Gu

Zitat von Alena Maas im Beitrag #9
Wenn Sie noch zwei Bände zum Lesen haben, Frau Vander, wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Lektüre! Ich habe die Reihe vor Jahren gelesen und vor etwa zwei oder drei Jahren etwas gefunden, was diesem annähernd gleichkam, obwohl es keine so schönen Bezüge zur Literatur aufweist:
Ben Aaronovitch - Die Flüsse von London
Falls sie das noch nicht kennen, würde ich es Ihnen empfehlen. Es ist eine Mischung aus Krimi und Fantasy.

Ich kann die Nennung in dem Zusammenhang nachvollziehen. Ich habe bis Band 6 durchgehalten. Ich weiß nicht mehr genau warum, aber ich war sauer. Innerhalb des Kosmos war mir das nicht konsistent oder so. Und dann versucht man danach still und heimlich eine Kurzgeschichte zum Preis eines normalen Buches unterzuschieben? Da kam der Radiergummi und hat Aaronovitch getilgt.


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13.01.2023 16:44
#13
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Den Abbruch der Reihe kann ich verstehen. Bis Band 7 "Die Glocke von Whitechapel" wird in jedem zweiten Roman eine Metahandlung (ich nenne nur den Namen Lesley) weitergeführt, die dort ihren eigentlich sinnvollen Abschluss hätte findet müssen und partiell auch erreicht hat. Da man es aber nicht lassen kann, werden weiterhin Romane veröffentlicht, die zunehmend nicht mehr den Zauber der ersten Bände inne haben. Ich hätte deshalb empfohlen, nach dem oben genannten Werk aufzuhören.
Was die zahlreichen Nebengeschichten betrifft, so gefielen mir nur "Die Füchse von Hampstead Heath", da die Geschichte aus der Sicht der Cousine Abigail etwas an sich hatte. wahrscheinlich hat mich die Mischung aus sozialkritisch-realistischen Alltag und Zauber erneut gepackt.


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07.05.2023 17:28
#14
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Mittlerweile habe ich Band 1 und Band 3 gelesen und werde mir noch Band 2 und 4 besorgen. Tatsächlich dauert es immer etwas, bis ich mit in den fiktionären Texten eingelesen habe und nicht über Sinnhaftigkeit und Logik nachdenke. Gleichwohl bin ich fasziniert über die Phantasie, die in diesen Büchern steckt, über die Vielseitigkeit der Ideen jenseits jeder realen Welt.


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17.03.2024 10:56
#15
Gu

Für mich überraschend gibt es die Fortsetzung von "Grau" doch tatsächlich als Übersetzung. Der Titel ist sehr nahe liegend "Rot". Es ist für mich nicht klar, wie der Autor das in einem Buch zu Ende bringen will. Da es ein Romeo und Julia in Farben ist, ist ein viel zu früher Tod die wahrscheinlichste Option. Hätte auch den Vorteil, dass Fforde nicht die komplette Welt erklären muss.


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