Zitate
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"Es schien mir zu meiner Beschämung, als wäre, hätte ich nur das Zauberwort aussprechen, die erforderliche Geste machen können, Madame de Noailles im Wiederbesitz ihres ursprünglichen Gefieders geradewegs zu dem goldenen Baum geflogen, in dem sie gewiß seit der Erschaffung der Welt nistete, anstatt sich kläglich vom Bett zur Chaiselongue zu schleppen."
Emmanuel Berl:
Geisterbeschwörung. S. 220
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"Man ist ein Kauz, wenn man im Winter in Sommerschuhen auf die Straße geht, weil man für das Geld, das die hohen gefütterten kosten, lieber Bücher kaufen möchte; und man ist ein Kauz, wenn man in den Rollstuhl seiner Frau, obendrein mit ihrem Einverständnis, Filzmatten legt, die billiger sind als ein gesteppter Mantel, sodass die Differenz für Bücher ausgegeben werden kann."
Michael Köhlmeier: Umblättern und andere Obsessionen. S. 49f
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"Wer nie versucht hat, die bisherige Form des eigenen Denkens abzustreifen, der ahnt nicht, wie kalt einem dabei werden kann."
Diesen Satz habe ich gestern in einem Artikel in der ZEIT gelesen. Er (der Satz) stammt von Veronika Reichl aus ihrem im vergangenen Jahr erschienenen Buch "Das Gefühl zu denken". Mich hat der Satz gestern umgehauen, denn er entspricht genau dem Gefühl, das sich bei mir schon einige Male im Leben breit gemacht hat, wenn ich mit Sätzen und Gedanken konfrontiert war, die meine Denkweise so stark berühren, dass ich sie grundsätzlich in Frage stellen musste. Zitiert wird der Satz von Millay Hyatt in einem insgesamt sehr lesenswerten Artikel über Fragen und mit Gedanken, in denen sich alle, die intensiv lesen, wieder erkennen werden. Hier der Link zum Artikel:
https://www.zeit.de/kultur/2024-05/bibli...teratur-10nach8
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"Tatsächlich aber läßt jedes literarische Werk den Leser "das Unmögliche" leben, indem es ihn seines gewöhnlichen Ichs enthebt, die Schranken seines Daseins durchbricht und sein Leben durch die Identifikation mit den Figuren der Fiktion vielseitiger und intensiver macht oder auch verworfener und grausamer oder einfach nur anders, als es das Hochsicherheitsgefängnis des realen Lebens zulassen würde. Deshalb und dafür existiert die Literatur. Weil wir nur ein einziges Leben haben, unsere Sehnsüchte und Phantasien aber für tausend ausreichen würden."
Mario Vargas Llosa: Victor Hugo und die Versuchung des Unmöglichen. S. 194
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„Doch mein Heute ist komplette Verwesung.“
Was für ein Satz! Geschrieben hat ihn Sergej Jakowlewitsch Efron, der Ehemann der russischen Lyrikerin Marina Zwetajewa. Die nach dem abrupten Ende einer leidenschaftlichen Liebesbeziehung mit dem als „Schürzenjäger“ bekannten Konstantin Rodsewitsch in einen Abgrund der Verzweiflung gestürzt war. Ihr „Endgedicht“ zeugt davon. Für Sergej Jakowlewitsch war das allerdings keine neue Erfahrung. Er beschreibt Marina als Suchende, die ihre hohen Erwartungen an Leidenschaft und Liebe nie erfüllt sah und deshalb auf einer ständigen Achterbahn der Emotionen unterwegs war. Die damit einhergehenden Belastungen der Ehe hatten ihn zu der oben zitierten Aussage veranlasst. Ob er sie in einem Tagebuch oder einem Brief niederschrieb, geht aus dem Buch leider nicht hervor, das ihn zitiert (Peter Michalzik: Die Liebe in Gedanken. Die Geschichte von Boris Pasternak, Marina Zwetajewa und Rainer Maria Rilke. S. 88). Beide Ehepartner endeten übrigens auf tragische Weise: Marina erhängte sich am 31. August 1941. Nur wenig später, am 16. Oktober 1941, wurde Sergej Jakowlewitsch Efron als vermeintlicher französischer Spion erschossen.
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Heinrich Heine über das Nibelungenlied:
Es ist eine Sprache von Stein und die Verse sind gleichsam gereimte Quadern. Hier und da, aus den Spalten, quellen rote Blumen hervor, wie Blutstropfen, oder zieht sich der lange Epheu herunter, wie grüne Tränen.
Zitiert nach "Der Fall Heine" von Marcel Reich Ranicki, S.72
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