Andrea Giovene: Die Autobiographie des Giuliano de Sansevero – Der letzte Sansevero

29.11.2023 14:59
#1
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Giuliano kehrt nach dem Krieg nach Italien zurück. Zuerst nach Rom, wo er als Angestellter in einem Ministerium feststellen muss, dass der Krieg nicht nur zerstörte Gebäude, sondern auch Verheerungen in der Gesellschaft hinterlassen hat, denn die Machtkämpfe zwischen Monarchisten und Kommunisten behindern allerorten den Wiederaufbau. Als Redakteur einer Zeitung kehrt er schließlich in seine Heimatstadt Neapel zurück, wo er versucht, auf lokalpolitischer Ebene Einfluss zu nehmen, verlässt sie aber wieder desillusioniert, als er die wachsende Macht des organisierten Verbrechens zur Kenntnis nehmen muss. Zunächst zieht er sich in die Poebene zurück, wo er beginnt, seine Erinnerungen niederzuschreiben und macht sich dann nach London auf, um eine junge Frau zu suchen, von der er annimmt, dass sie seine Tochter ist. Krank und enttäuscht geht er schließlich nach Sizilien, in ein winziges Dorf, wo ihn ein letztes dramatisches Erlebnis erwartet.

Nun ist sie vollständig, die gewaltige Pentalogie von Andrea Giovene über das Italien von ca. 1900 bis 1955. (Rezensionen der ersten vier Bände hier: Andrea Giovene: Die Autobiographie des Giuliano di Sansevero – Ein junger Herr aus Neapel, Andrea Giovene: Die Autobiographie des Giuliano de Sansevero – Die Jahre zwischen Gut und Böse, Andrea Giovene: Die Autobiographie des Giuliano di Sansevero – Das Haus der Häuser, Andrea Giovene: Die Autobiographie des Giuliano de Sansevero – Fremde Mächte.) Und man fragt sich, wie es möglich ist, dass dieses grandiose Buch bisher auf Deutsch nicht (bzw. nur unvollständig) greifbar war. Denn einfühlsamer, farbenfroher und detaillierter ist selten über unser Lieblingsnachbarland geschrieben worden. Der oft angestellte Vergleich mit Proust hat viel für sich, auch Giovene ist ein Meister der Beobachtung und der bedeutsamen Kleinigkeiten. Sein Stil hat etwas verschnörkeltes, verspieltes und braucht und verdient, um in seiner ganzen Schönheit wahrgenommen zu werden, Zeit – Giovene kann man kaum nebenher lesen. An dieser Stelle sei noch einmal die Leistung des Übersetzers Moshe Kahn hervorgehoben. Und die des Verlags Galiani Berlin, der diesen literarischen Schatz gehoben hat und äußerst ansprechend gestaltet hat – die fünf Bände sehen im Regal wirklich sehr schmuck aus. Empfehlung!


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29.11.2023 17:31
#2
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Danke für Deine schönen Besprechungen dieser herausragenden Literatur!


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30.11.2023 12:58
#3
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Gerne!
Jetzt warte ich noch auf ganz viel Freizeit, um alle 5 Bände unmittelbar hintereinander nochmal zu lesen .... ;-)


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